Sonntag, 20. Mai 2012

Roraima (5/8) 19.03.2012

Aktualisiert 20.05.2012
Auf dem Plateau Monte Roraima (2700m)
Die Nacht war wirklich ungemütlich und kalt gewesen, müde war ich vom Aufstieg. Das Wetter war am diesem Tag sehr regnerisch, alles war im Dunst versunken und wir konnten nicht so weit sehen.
Gleich neben dem Zelt wuchs die Andenbrombeere, hier Mora genannt (Rubus glaucus), wenigstens ein bischen Frucht.

Andenbrombeere (Rubus glaucus)
Andenbrombeere (Rubus glaucus)
Beim Aufstehen bemerkte ich, dass mein Gesicht völlig verschwollen war, die Augen nur noch Schlitze, eine Seite stärker als die Andere. Später habe ich rausgefunden, dass dies Symptome der Höhenkrankheit waren, beim Abstieg normalisierte sich dann alles wieder. Alles in Allem sehr unangenehm. Der Führer meinte allerdings, das sei die Kälte auf dem Plateau, aber Schwellungen aufgrund von Kälte kenne ich nur bei starken, kalten Wind im Winter der zu Verbrennungen führen kann. Es gab ein wenig Wind, aber nicht so stark wie ich es aus Norddeutschland kenne. Und es war vieleicht ca. 5-10 Grad kalt, also nichts was man sonst unter echter Kälte versteht.

Oreophrynella quelchii (adult)
Oreophrynella quelchii (adult)


Beim Herumlaufen haben wir dann den kleinen schwarzen Frosch gesehen (Oreophrynella quelchii), d.h. so klein ist er gar nicht, ausgewachsen ca. 5cm. Jedoch sind die juvenilen Exemplare so klein (ca. 5mm), dass in dem Briefing des Veranstalters diese Größe als allgemeine Angabe herhalten musste. Diese Art entwickelt sich ohne Kaulquappenstadium direkt aus dem Ei. Die Hautoberfläche ist glänzend schwarz und warzig. Auch wurde immer wieder behauptet, dass dieser Frosch nicht springen kann, sondern nur sehr wenig kriecht (beim dem Einführungsgespräch und schriftlich auf einer sonst sehr guten Karte von Roraima). Als Christof und ich dann einen dieser Frösche hüpfen sahen, waren wir dann doch sehr erstaunt. Er hüpfte zwar nicht sehr hoch und weit (ca. 6-8 x der Körperlänge), aber kriechen konnte man das auch nicht nennen. Der Sprung wurde mit beiden Hinterbeinen abgefedert und er kam mit alles vier Beinen dann nach dem Sprung auch wieder auf.

 Bei Gefahr dreht er seinen Körper und zeigt die gelb bis orange marmorierte Unterseite. Geschickt windet er sich aus dem Griff der Hände um zu Flüchten. Bei der schwarzen Färbung ist er dann am Boden auch nicht so leicht auszumachen. Da es aber doch eine ganze Menge dieser Fröschen auf dem Plateau gibt und die Art tagaktiv ist, war es nicht so schwer sie zu sehen.

Oreophrynella quelchii (adult, Unterseite)
Oreophrynella quelchii (adult, Unterseite)

Oreophrynella quelchii (juvenil)
Oreophrynella quelchii (juvenil)
Die Art ist nur auf Roraima und dem Wei-Assipo-Tepui vorkommend. Sie gehört in die Familie der Bufonidae. (Wikipedia).
Seit 2004 wird Oreophrynella quelchii bei der IUCN als gefährdet (vulnerable), in der Population aber als stabil bezeichnet. (IUCN). Der Status ist seitdem nicht mehr überarbeitet worden.

Man muss dazu sagen, dass die Angestellte von Mystic Tour die uns die Regeln und das Drumherum erklärte es nie bis nach oben geschafft hat. So wurde uns z.B. gesagt, dass die Guides keine wissenschaftlichen Namen kennen würden, nur die Namen in Pemón. Unser Guide Elio war in dieser Hinsicht aber sehr gut informiert. Die Führer fühlten sich entsprechend falsch und unwissend dargestellt, was ich gut verstehen kann. Die Information, dass die Frösche (Oreophrynella quelchii) nur ganz winzig klein seien, hatte die Dame von Fotos einiger Kunde abgeleitet. Auch sie informierte falsch dass diese nur kriechen, aber nicht springen könnten.

An diesem Tag sind wir als Gruppe mit Elio, dem Guide, durch den Regen gestapft. Es ging zunächst zu den Quarzen, der Weg ist mit rosa Quarzsand bedeckt, an einigen Stellen liegen große Quarzkristalle.

Quarze Roraima
Quarzkristall Roraima
Nur an einigen wenigen Stellen kann man noch die ursprünglichen Quarzblasen erkennen.

Quarze Roraima
Quarze

Es ist verboten diese Kristalle mitzunehmen, das Gepäck wird von der Parkverwaltung IMPARQUE bei Rückkehr kontrolliert. Übrigens auch Tiere und Pflanzen darf man nicht mitnehmen. Das wäre auch unsinnig, da diese in anderen Habitaten nicht überleben können.
Quarze Roraima
Quarze
Auf dem Weg zu den Aussichtsfenstern an der Kante von Roraima sah man Orchideen (Epidendrum secundum).
Epidendrum secundum
Epidendrum secundum
Epidendrum secundum
Epidendrum secundum
Als wir am "Fenster", "Ventana" ankamen, war leider die Sicht zum gegenüberliegenden Kukenán verhangen. Trotzdem wurde mir bewußt, wie tief es da nach unten geht. Ganz nah an die Kanten bin ich nicht gegangen und wenn es mir zu unheimlich wurde, habe ich mir lieber beim Überspringen einer tiefen Ritze helfen lassen.

Christof ist angekommen
Im Nirgendwo

Durch den Regen bildeten sich überall Wasserfälle und Flüsse.






Wir haben dann viele Fotos an den Kanten gemacht...


Kante des Roraima mit verdeckter Sicht auf den Kukenán

Leider war durch den Regen alles verhangen und die Aussicht auf den Kukenán und den Regenwald von Guyana durch Wolken verdeckt. Die Kamera  (Nikon D60) war total nass, hatte einige Ausfälle, löste dann nicht aus, aber arbeitete zwischendurch dann doch noch.
"Das Fenster" la Ventana zum Kukenán

An den Kanten wurde uns bewußt wie tief man fallen kann: 2700m senkrecht nach unten.

Kante zum Kukenán








Dann ging es weiter zu der Kante an der wir den Urwald von Guyana hätten sehen sollen, leider waren dort auch nur weiße Wolkenschwaden zu sehen. Ein Grund mehr vieleicht wieder den Weg auf sich zu nehmen um auf den Roraima zu klettern.

Auf dem Rückweg hatten sich nun breitere Flüsse gebildet, wir waren nass und durchgefroren als wir zu unserem "Hotel" zurückkamen.



Zurück ging es wieder durch die "Quarzflüsse", rosafarbener Quarzsand durchsetzt mit großen Quarzkristallen.

Nach dem Essen hatte es sich ein bischen gebessert. Elio wollte auf den höchsten Punkt Roraimas klettern um von dort per Radio zu erfahren wie es seiner Mutter geht, die von einem Skorpion gebissen wurde. Eine direkte Verbindung von dort konnte er ohnehin nicht erwarten. Die Kommunikation führt zum nächsten erreichbaren Guide, der dann wieder den nächsten Guide anruft. Per Kette kann die Information so über mehrere Teilnehmer wie in der "stillen Post" weitergegeben werden. Wie es ausgegangen ist, weiß ich bis heute nicht, der Kontakt erwies sich als schwierig.
Vom höchsten Punkt gaben die Wolken ab und zu die Sicht frei.




Blick über das Plateau Roraima

Geschwollenes Gesicht, aber oben angekommen

Sicht über das Plateau Roraima (rosa Quarz)


An der Kante (dort wo Auf- und Abstieg liegen)
Ökologischer Hubschrauber

Hinweis: der einzige Rettungshubschrauber war in der Inspektion als wir die Tour gemacht haben. Wäre etwas passiert hätte man denjenigen hinuntertragen müssen.
Bevor es dunkel wurde sind wir dann für eine weitere kalte Nacht zum "Hotel" zurückgekehrt.


Zurück zum "Hotel"

Die Anderen wollten Feiern und haben eine Flasche Wein und Rum geköpft, mir war nur kalt und ich war müde. Leider dann doch zu müde und zu steif gefroren um mir die in der Nacht leuchtenden "Würmer" anzusehen, die die restliche Gruppe neben den Zelten entdeckten und lautstark kommentierten. Sie fluoriszierten.

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