Montag, 22. Dezember 2014

15. Geburtstag - Quinciañera in Venezuela

Aktualisiert: 22.12.2015

Bisher habe ich eine Quinciañera,  also den 15. Geburtstag in meiner zweiten Familie in Venezuela immer verpasst. Nun ist es wieder soweit, ein 15. Geburtstag eines Mädchens wird gefeiert.

Wir haben alle schon im Mai angefangen zu planen, die Form der Torte auszusuchen und die Farbe der Dekoration und des Kleides festzulegen.


Das Mädchen hat sich Violett als Farbe gewünscht, also ist die Dekoration darauf abgestimmt, die Torte war dreistöckig und mit violetten Zuckerblumen bestückt worden.




Bei einer Quinciañera wird das Mädchen offiziell zur Frau und das wird groß gefeiert. Sie wird ein Ballkleid, welches wie ein Brautkleid aussieht und in der gewählten Farbe der Feier ist, anziehen und einen Ehrenherren an ihrer Seite haben.
Sie wartet solange in einem Zimmer, bis alle Gäste eingetroffen sind und verlässt erst dann mit ihrem Ehrenherren das Zimmer. Es werden Fotos in verschiedenen Posen auf dem Bett gemacht.

Die Tische und Stühle sind mit Tischdecke und Hussen meist geliehen. Oft ist der Festsaal auch gemietet, da nicht jedes Haus groß genug für alle Gäste ist. Manchmal engagiert man Personal welches das Verteilen der Häppchen, der Getränke und das Nachfüllen des Eises übernimmt.
In der Mitte jedes Tisches steht eine Dekoration, die von den Gästen nach der Feier mitgenommen wird. Es kann z. B. eine große Vase mit einem Bouquet sein oder eine Keramikfigur zum Anlass. Hier waren es Topfpflanzen, die mit weiteren Accessoires geschmückt wurden. Auf jedem Tisch wird zusätzlich noch eine Schachtel mit Süßigkeiten gestellt und ein Behälter für das Eis für die Getränke.

 

Damit die Wartezeit für die schon eingetroffenen Gäste überbrückt wird, kann ein kleiner Film mit den Fotos des Geburtstagskindes abgespielt werden, die das Leben von der Geburt bis zum 15. Geburtstag abbildet.

Zu diesem Fest wird von dem Mädchen schriftlich mit speziell dekorierten Karten eingeladen. Es gibt einen Spruch der irgendwie so lautet: "Den Kindern einen guten Schlaf", der bedeutet, dass man kleine Kinder zu Hause lassen soll. Auch die Gäste sind entsprechend gut gekleidet. Es wird um formelle Kleidung in der Einladung gebeten. Jeder einzelne Gast bekommt bei der Einladung schon ein kleines Andenken an die Feier überreicht.

 
 
Pro Tisch gibt es eine oder mehrere Flaschen Rum oder Whiskey für die Erwachsenen. Es werden den Gästen an den Tischen nach und nach süße und salzige Häppchen gereicht.



Die Geschenke bestehen meist aus einer Geburtstagskarte mit einer recht hohen Summe Geld. Darum wird auch schon in höflicher Form in der Einladung gebeten. Die Umschläge werden dann in eine dekorierte Kiste mit Schlitz gesteckt.


Zunächst hat sie noch flache Schuhe, manchmal sogar Sportschuhe zu diesem Ballkleid an. Auf einem Kissen werden ihr dann die Ballschuhe mit Absatz gereicht und ihr Vater kniet vor ihr und zieht ihr die Tanzschuhe an. Danach wird der erste Walzer mit ihrem Vater getanzt, danach tanzt sie mit allen männlichen Verwandten und ihrem Ehrenherren und Freunden.



Es werden Fotos der Gäste mit dem Mädchen gemacht. Meist wird ein professioneller Fotograf engagiert, der das Mädchen in besonders dekorierten Ecken des Festsaales allein, mit ihrer Familie und Freunden fotografiert. Teilweise zieht sie danach noch ein weiteres Ballkleid, dass etwas bequemer ist, an. Spätestens nach den ersten Tänzen nach dem Walzer werden oft aber die hochhackigen Schuhe gegen bequemere Flip-Flops getauscht mit denen genauso gut getanzt werden kann. Oder man tanzt barfuß.

Um 23:00 Uhr folgt seit einigen Jahren die "Hora Loca" - die "verrückte Stunde". Es werden an alle Gäste Masken, Hawaiketten, Pfeifen, Rasseln, übergroße Krawatten für die Herren und weiterer Kopfschmuck wie beim Karneval verteilt. Spezielle Musikzusammenstellungen, die lustig sind und schnell wechselnde Rhythmen haben, animiert alle Polonaise zu tanzen, die Arme nach oben zu strecken, sich nieder zu hocken und sich ansonsten verrückt zu verhalten und zwar bis um Mitternacht. Die "Hora Loca" wird auch bei Silvesterpartys oder Hochzeiten gefeiert. Die verteilte Karnevalsausstattung wird von den Gästen mit nach Hause genommen. Bei dieser Feier haben wir die Zeit deutlich überschritten und die Hora Loca fand irgendwann um 3:00 Uhr morgens statt.


 
Zum Schluss wird die Kerze auf der Torte von der nun zur Frau gewordenen Mädchen ausgeblasen und die Torte angeschnitten und an alle Gäste verteilt.



Die Tortenstücke werden meist gar nicht auf der Feier gegessen, sondern eingepackt und mit nach Hause genommen. So ist das Anschneiden der Torte auch irgendwie das Zeichen, dass die Party nun ein Ende hat und die Gäste gehen danach nach Hause. Auch wird die Torte nicht, wie bei uns in Deutschland, quer durchgeschnitten, sondern es wird ein Kreis in die Torte geschnitten, dessen Außenring dann geteilt wird um mehr Stücke erhalten zu können. Der Innenkreis wird dann scheibenweise quer geschnitten.


Es war eine Feier "mit geschlossenen Türen" was bedeutet, dass nur eingeladene Gäste Zutritt haben und die Haustür auch während der Feier verschlossen bleibt. Das Fest dauert bis zum Morgengrauen, auch damit niemand im Dunkeln nach Hause gehen muss.

PS. In diesem Blog versuche ich keine Fotos von Freunden oder Verwandten zu verwenden, oder so dass sie nicht zu erkennen sind. Mir ist meine und ihre Privatsphäre wichtig.

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